Antwortbriefe auf den Brief des Bischofs an die Priester im Bistum

Pfarrer Karl Feser, Bad Königshofen schrieb im November 2009 an den Bischof:

 

Sehr geehrter Herr Bischof Friedhelm Hofmann,

vielen Dank für ihren Brief an die Priester in der Diözese anlässlich der Suspendierung von drei Priestern und der Frage nach dem Zölibat, vielen Dank auch für ihre Aufforderung ihnen eine Rückmeldung zu geben. Dem möchte ich gerne nachkommen.

In dem Problem des Zölibates sehe ich nur die Spitze eines Eisberges. Das größere Problem, das sich darunter verbirgt, ist die Beziehung bzw. die Beziehunglosigkeit des Priesters, der als Pfarrer in einer Gemeinde tätig ist.
Der Mensch kann ohne Beziehung nicht leben, der Priester, der Mensch ist, ebenso nicht.
Ich möchte ihnen das gerne näher erklären anhand von einigen Beispielen.

Früher auf den Dekanatskonferenzen haben sich die Pfarrer noch mehr Zeit genommen. Es wurden Termine und Organisatorisches abgehandelt, danach hat man sich noch füreinander Zeit genommen, hat miteinander Karten gespielt, ist ins Gespräch gekommen und hat etwas über den Nachbarpfarrer mitbekommen, hat auch mal seine Sorgen und Probleme mitgeteilt. Heute ist es so, dass auf der Dekanatskonferenz Termine und Organisatorisches ausgehandelt werden und dann fährt jeder sofort heim. Eine Begegnung findet nicht mehr statt.

Ein weiteres Beispiel: Viele Pfarrer pflegen keine Freundschaften mehr mit Menschen, seien es nun Männer oder Frauen, die den zölibatären Lebensstil anerkennen und dem Pfarrer nicht zu nahe treten. Oft liegt es daran, dass man keine gemeinsame Zeiten findet, denn wer hat schon während der Woche Zeit wo der Pfarrer ja am Wochenende mit seinen Gottesdiensten eingespannt ist und viele Pfarrer nehmen sich von sich aus keine Zeit mehr um Freundschaften zu pflegen. Dadurch kommt es oft zur Vereinsamung und gar mancher Pfarrer ist zu einem "komischen Kauz" geworden, weil er kein Gegenüber mehr hat, das im guten Sinne korrigierend eingreift.

Ein letztes Beispiel: Durch die Gründung der Pfarreiengemeinschaften wird der Pfarrer immer mehr zu einem "Überflieger". Früher war der Pfarrer in seiner Kirchengemeinde sozial eingebunden. Er hat die Sorgen und Probleme der Menschen um sich herum gekannt, er wusste in vielen Dingen Bescheid was das "Dorf" angeht, er kam schnell mit den Menschen in Kontakt und hat ganz unkompliziert von den Menschen um ihn herum Rückmeldung bekommen. Heute ist es schwierig in einzelnen Dörfern noch Fuß zu fassen, zumindest ist ein großer Aufwand nötig, damit einem das noch gelingt. Dadurch spürt der Pfarrer vor Ort immer weniger, dass er auch durch eine Kirchengemeinde getragen ist und dass er hier in Beziehungsstrukturen beheimatet ist. Dass er erfährt, hier bin ich Zuhause.

Für mich stellt es sich immer mehr so dar, dass ein Priester, der Gemeindepfarrer ist in einer Pfarreiengemeinschaft immer mehr zur Beziehungslosigkeit "verdammt ist". Eine Lösung, um der Beziehungslosigkeit entgegen zu wirken, weiß ich auch nicht.
Für mich persönlich ist es meine Priestergemeinschaft, die mich hält und trägt, wo ich meine Sorgen und Probleme loswerden kann. Wo ich mich mit anderen austauschen kann. Die Anforderungen an einen Pfarrer in der Pfarreiengemeinschaft werden immer größer. Als Einzelkämpfer kann man da nicht mehr überleben. Es ist wichtig sich in Beziehung zu wissen mit anderen. Hier einen Augenmerk darauf zu legen wäre für mich ein wichtiger Schritt, um Pfarrer davor zu bewahren, dass sie in Einsamkeit verfallen oder in Süchte verfallen (Alkohol, Fernsehen, Internet). Einige sind auch psychisch angeschlagen und verkümmern menschlich. Eine Ganzhingabe ohne dabei zu verkümmern, ist nur möglich, wenn ich menschlich und psychisch gesund bin und wenn ich aus Leidenschaft zu Jesus Christus so ergriffen bin, dass ich mich getragen weiß und wenn ich Menschen um mich habe, die mir ebenso die Liebe Gottes widerspiegeln.
Ich möchte ihnen mitteilen, dass ich nach wie vor gerne Priester bin und auch das Zölibat leben möchte, da ich meine Zeit ganz für die Menschen verschenken möchte. Nur ist es nicht einfach in den ganzen Strukturen, Verwaltungsaufgaben und Baugeschäften noch einen Lebensstil durchzuhalten, der von Spiritualität getragen ist.

 

Mit herzlichen Grüßen

Karl Feser, Pfarrer in Bad Königshofen

 

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